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Berichterstattung zur nichtfinanziellen Nachhaltigkeit: Alles, was Sie über die Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive der Europäischen Union (EU CSRD) wissen müssen

04/24/24
Elisabeth Marini, Christina Anthuber

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Ab 2024 gilt die EU-weite Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für das Geschäftsjahr 2024 und legt neue Standards und Anforderungen für die nichtfinanzielle Berichterstattung fest. Diese Richtlinie der Europäischen Union basiert auf dem Grünen Deal der EU - einer Erklärung der Mitgliedsstaaten zum Erreichen der Klimaneutralität bis 2050. Welche Unternehmen sind betroffen und wie können sie sich an die neuen Vorschriften halten? Und was werden die voraussichtlichen Auswirkungen auf die Leistungsbewertung sein?

 

Die CSRD: Ein Rahmenwerk für das nichtfinanzielle Reporting

Die CSRD ist eine neue Richtlinie der Europäischen Union. Ihr Ziel ist es, einen Rahmen für die nichtfinanzielle Berichterstattung von Unternehmen über ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Auswirkungen (ESG) zu bieten. Die Motivation der Reglementierung hat den Hintergrund, den Begriff der Unternehmensverantwortung in die Analyse der Unternehmensleistung einzubeziehen. Unterzeichnet und verabschiedet im Jahr 2022, trat die CSRD am 1. Januar 2023 in Kraft und verpflichtet Unternehmen stufenweise ab 1. Januar 2024 ihren Jahresabschlüssen nichtfinanzielle Reports hinzuzufügen.

Ziele: Verschärfte Vorschriften

Die CSRD ersetzt die vorangegangene Richtlinie NFRD (Non-Financial Reporting Directive), die bereits ein CSR-Reporting für eine Reihe von Unternehmen vorschrieb. Vier Ziele leiten die CSRD:

  • Die Vollständigkeit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit der gesammelten Informationen erhöhen,
  • Die Berichtspflichten auf eine größere Anzahl an Unternehmen ausweiten,
  • Das Bewusstsein für die Umweltauswirkungen von Unternehmen erhöhen (einschließlich ESG-Risiken),
  • Die Bilanzierung in der gesamten EU standardisieren.

 

Von NFRD zu CSRD: Was sind die Unterschiede?

Es gibt fünf wesentliche Unterschiede zwischen der CSRD und der NFRD:

  • Der Umfang ihres Anwendungsbereichs: Stufenweise umgesetzt, wird sie schließlich mehr als 50.000 Unternehmen in Europa erfassen, verglichen mit zuvor 11.700 Unternehmen für die NFRD,
  • Die europäischen Reportingstandards haben an Detailtiefe hinzugewonnen,
  • Sie bietet eine sehr umfassende Analyse der nichtfinanziellen Auswirkungen der Unternehmen,
  • Sie analysiert zusätzlich zu den Risiken, denen Unternehmen entgegenstehen, die Risiken, die von den Unternehmen selbst ausgehen,
  • Externe Audits durch ein unabhängiges Gremium werden nun verlangt. Intern durchgeführte Audits verlieren ihre Wirksamkeit.

 

Für welche Unternehmen gilt die CSRD?

Die Unternehmen, die die CSRD-Richtlinie künftig umsetzen müssen, umfassen:

  • Innereuropäisch verwaltete Unternehmen, die gesetzte Kriterien wie Anzahl der Mitarbeitenden, Jahresumsatz und Bilanzsumme erfüllen.
  • KMUs, die an europäischen Börsen gelistet sind und bestimmte Schwellenwerte erfüllen.

Und auch internationale Unternehmen innerhalb der EU sind von dieser Richtlinie betroffen: Nicht-europäische Unternehmen, die Güter und Waren innerhalb der EU ausliefern und verkaufen und einen Netto-Umsatz von über 150 Millionen Euro innerhalb der EU erwirtschaften, werden künftig ebenfalls verpflichtet sein, Reportings über die Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten zu veröffentlichen. 

 

Wie sieht der Zeitplan für die Implementierung aus?

Mit Ausnahme internationaler Unternehmen, fallen Unternehmen unter die CSRD-Richtlinie, wenn sie mindestens zwei der drei aufgeführten Kriterien erfüllen:

  Start des verpflichtenden Reportings: 01. Januar 2024

 Einzureichen 2025 (für FJ 2024)

Börsennotierte Großunternehmen, die bereits unter die NFRD-Verpflichtung fallen:

  • ≥ 500 Mitarbeitende
  • ≥ 40 Millionen € Umsatz
  • ≥ 20 Millionen € Bilanzsumme 

 

 Start des verpflichtenden Reportings: 01. Januar 2025

 Einzureichen 2026 (für FJ 2025)

Großunternehmen, die folgende Kriterien erfüllen:

  • ≥ 250 Mitarbeitende
  • ≥40 Millionen € Umsatz
  • ≥ 20 Millionen € Bilanzsumme

 

 Start des verpflichtenden Reportings: 01. Januar 2026

 Einzureichen 2027 (für FJ 2026)

Börsennotierte KMUs

  • ≥ 10 Mitarbeitende
  • ≥ 700,000 € Umsatz
  • ≥ 350,000 € Bilanzsumme 

 

 Start des verpflichtenden Reportings: 01. Januar 2028

 Einzureichen 2029 (für FJ 2028)

Multinationale Unternehmen, die innerhalb der EU operieren und die beiden folgenden Kriterien erfüllen:

  • Ihre Europageschäfte erwirtschaften über 150 Millionen € Netto-Umsatz,
  • Sie betreiben eine lokale Niederlassung in der EU.

 

ESRS : Welche CSRD-Indikatoren gibt es?

Die CSRD legt die neuen Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) für Unternehmen zur Erstellung der Jahresbilanzen fest. Die Standards wurden von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) festgelegt und am 31. Juli 2023 verabschiedet. Die 12 Schlüsselpunkte können jeweils einer der drei ESG-Säulen zugeordnet werden. Für jede Säule muss das Unternehmen die Auswirkungen (Emissionen, Kommissionen usw.) und die getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung darstellen.
 

Umwelteinflüsse (Environment):

Klimawandel,
(Luft-)Verschmutzung,
Gewässer- und Meeresressourcen,
Biodiversität & Ökosysteme,
Ressourcennutzung & Kreislaufwirtschaft,

Soziale Komponenten (Social):

Die Angestellten des Unternehmens,
Mitarbeitende in der Wertschöpfungskette,
Verbraucher:innen und Endnutzer:innen,

Governance (G)

Ethik im Geschäftsgebahren.

 

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit in der CSRD?

Was ist Wesentlichkeit?

Ursprünglich galten Informationen aus der Buchhaltung als relevant, wenn sie eine sogenannte "Materialitätsschwelle" erreichten, über der sie direkte Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Entscheidungen des Unternehmens hatten. Heutzutage wird der Begriff auch verwendet, um die ESG-Politik einer Organisation zu beschreiben, die es ihr ermöglicht, die Bedeutung der verschiedenen ESG-Themen zu bewerten und zu priorisieren.

 

Doppelte Wesentlichkeit & CSRD

Wie bei der Wesentlichkeit zielt auch die doppelte Wesentlichkeit darauf ab, all die Informationen zu bewerten, die finanzielle Entscheidungen in Bezug auf das Unternehmen beeinflussen können. Das Konzept der finanziellen Wesentlichkeit (von außen nach innen) wird mit der ergänzenden Vorstellung der Umwelt- und sozialen Wesentlichkeit (von innen nach außen) kombiniert, die sich auf den Einfluss des Unternehmens und seiner Aktivitäten auf die Umwelt und die Gesellschaft konzentriert. Dies ist ein zentrales Instrument der CSRD zur Identifizierung der Themen, die aufgrund ihrer strategischen Bedeutung naturgemäß im Nachhaltigkeitsbericht enthalten sein sollten.

Beispiel: Ein Lebensmittelhersteller

  • Finanzielle Wesentlichkeit ("von außen nach innen") → Schlechte Ernten durch den Klimawandel beeinflussen Schwierigkeiten in den Lieferketten und gestiegenen Rohstoffpreisen.
  • Umwelt- und soziale Wesentlichkeit ("von innen nach außen") → Das Unternehmen hat eine optimierbare Kohlenstoffbilanz: Es belastet die Umwelt durch seine Produktionsaktivitäten, setzt jedoch zugleich auch Dekarbonisierungsinitiativen um.

 

Unternehmen, die unter die neuen CSRD-Pflichten fallen: Wie ist weiter vorzugehen?

Angesichts ihres erweiterten Anwendungsbereichs erfordert die CSRD von vielen Unternehmen eine Berichterstattung, die zuvor befreit waren. Eine Vorbereitung auf diesen Übergang ist daher unerlässlich, insbesondere für diejenigen, die bisher nicht den Vorschriften unterlagen.

1. Machen Sie sich mit den Anforderungen vertraut:

Zu Beginn ist es wichtig, die neuen Regularien genau kennen zu lernen:

  • Wie sehen die Anforderungen aus?
  • Was haben sie zum Ziel?
  • Welche Abteilungen sind betroffen?
  • Was muss getan werden?

Wichtig zu merken: ESG-Themen sind breit gefächert und zahlreich und korrelieren miteinander.

2. Implementieren einer Wesentlichkeitsanalyse:

Die Einführung einer Wesentlichkeitsanalyse ist entscheidend. Das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele, die die CSRD zum Ziel hat, umfasst alle Unternehmensfunktionen. Sie müssen auch am Monitoring und der Analyse der ESG-Politik des Unternehmens beteiligt sein. Beratungsunternehmen bieten Unterstützung bei der Einführung der Analyse an. Sie können ebenfalls beraten zu:

  • einer verbesserten Identifizierung von Risiken und Chancen,
  • einer informierten Beteiligung aller Abteilungen

Die Kombination der beiden Richtungen der Wesentlichkeit (von außen nach innen und von innen nach außen) in den Analysen unterstützt dabei:

  • das Verständnis für Nachhaltigkeit zu vertiefen
  • eine globale, ausgewogene Sicht auf Risiken und Chancen zu bieten

3. Abweichungen analysieren:

GAP- und Wesentlichkeitsanalysen des aktuellen Unternehmensstands unterstützen Sie dabei, eine detaillierte Roadmap zu entwickeln , mit der sie alle künftigen regulatorischen Anforderungen erfüllen können.

4. Harmonisieren benötigter Daten:

Unternehmen müssen künftig bis zu 1.200 Datenpunkte sammeln und in ihren Berichten veröffentlichen. Daher ist es besonders wichtig, die richtige Kombination, die Erfassung und die Zuverlässigkeit der Daten vorab genau festzulegen und sich an diese Vorgaben zu halten, um die Anforderungen der CSRD an veröffentlichte Informationen zu erfüllen.
 

Welche Vorteile bietet die Einhaltung der CSRD?

Die CSRD zielt darauf ab, das soziale und ökologische Engagement von Unternehmen zu fördern. Die Berichterstattung über die betreffenden Faktoren bringt viele positive Auswirkungen mit sich. Dazu gehören beispielsweise:

  • Eine verbesserte Reputation und das Vertrauen der Stakeholder,
  • Die Ausrichtung an den internationalen Zielen für nachhaltige Entwicklung,
  • Ein vereinfachter Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten im Bereich Nachhaltigkeit und Zinsentlastungen bei nachhaltigen Projekten.

Investoren könnten befürchten, dass die CSRD nur eine weitere Compliance-Übung ohne realen Einfluss ist. In Wirklichkeit verleiht die Richtlinie Unternehmen ein besseres Verständnis für die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeiten auf die Umwelt. Diese sind beispielsweise relevante Indikatoren bei Verhandlungen oder Ausschreibungen.

 

Wie wird die Nichteinhaltung der CSRD bestraft?

Jedes EU-Mitgliedsland legt seine eigenen Sanktionen für die Nichteinhaltung der CSRD fest. In Deutschland werden sich die Strafen nach §331 Abs. 1 Nr. 1 des Handelsgesetzbuches richten. Der Artikel beschreibt unrichtige Darstellungen und wird um nichtfinanzielle Reports ergänzt. Die Bestrafung sieht also Folgendes vor:

  • Bis zu drei Jahren Haft für unrichtig wiedergegebene oder verschleierte Unternehmensverhältnisse für Zuständige innerhalb der Organisation oder Aufsichtsratsmitglieder,
  • Bußgelder von bis zu zwei Millionen Euro oder dem Zweifachen des aus der Ordnungswidrigkeit entstandenen Vorteils bei Verstößen gegen die nationalen Vorschriften zur Umsetzung der CSR-Richtlinie. Ist das Unternehmen eine kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaft, liegt die Höchstgrenze bei zehn Millionen Euro oder fünf Prozent des Jahresumsatzes des vorangegangenen Geschäftsjahres.

Neben den öffentlichen Sanktionen können weitere befürchtet werden:

  • Naming and Shaming: Mediale Veröffentlichung des Unternehmensnamens und der Art des Verstoßes,
  • Wettbewerbsverstöße durch beispielsweise irreführende Werbung in Form von Greenwashing.1

Über rechtliche und finanzielle Konsequenzen hinaus kann die Nichteinhaltung also zu Rufschäden und anderen weitreichenden Folgen führen, darunter den Verlust des Anlegervertrauens, Marktbeschränkungen und Schwierigkeiten beim Aufbau und der Aufrechterhaltung von Partnerschaften.
 

Wie kann Esker bei der Konsolidierung der Daten unterstützen?

Die Expertise von Esker im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung geht über die einfache Datensammlung hinaus. Obwohl Esker-Lösungen Nachhaltigkeitsindikatoren nicht direkt berechnen, spielen sie eine wesentliche Rolle bei der Konsolidierung und Verwaltung der für eine genaue Berichterstattung erforderlichen Daten. Mit Esker Supplier Management können Unternehmen ESG-Fragebögen für Lieferanten automatisieren, Bewertungen überwachen und die Einhaltung von ESG-Standards sicherstellen, was zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Lieferkette beiträgt. Ebenso extrahiert Esker Accounts Payable den Energieverbrauch aus Versorgungsabrechnungen, trackt den CO2-Fußabdruck des Unternehmens, optimiert Emissionen und erleichtert Vorauszahlungen an Lieferanten, wodurch ein nachhaltiges Geschäftsmodell unterstützt wird. Durch die kombinierte Nutzung von Esker Supplier Management mit Esker Accounts Payable können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsinitiativen optimieren und fundierte Entscheidungen treffen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Passend dazu macht die papierlose Rechnungsstellung mit Esker Invoice Delivery im Order-to-Cash-Prozess ebenfalls messbare Einsparungen im Papierverbrauch möglich. 

 

Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen!

 

¹ Vergleiche zu Sanktionen:
Künftig auch sanktionierbar: Verstoß gegen Dokumentationspflichten und fehlendes Nachhaltigkeitsreporting | Rödl & Partner (roedl.de)

 

Author Bio

Christina Anthuber

Marketing Specialist bei Esker Deutschland GmbH

German
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